Startseite Pflanzen Natürlicher Pflanzenschutz

Natürlicher Pflanzenschutz

von Kirsten Rowlin
Kräuterjauche

Wer das Glück hat, über einen eigenen Garten zu verfügen, in dem neben Stauden und Kräutern auch Obst und Gemüse Platz finden, sollte die Möglichkeit nutzen, alternativen Pflanzenschutz zu betreiben. Es gibt doch (fast) nichts schöneres, als naschend durch den Garten zu wandern, in der guten Gewissheit, dass man “Natur pur” zu sich nimmt.

Im Allgemeinen sind in einem Garten keine chemischen Behandlungen nötig. Krankheiten und Schädlingsbefall können häufig vorbeugend verhindert werden. Dabei spielt natürlich die richtige Standortwahl und Zusammenstellung der Pflanzen eine wichtige Rolle. Aber auch mit Jauchen, Brühen und Tees können die Pflanzen gestärkt und widerstandsfähiger gemacht werden. Somit sollte in jedem Garten eine Kräutertonne stehen, um Kräuterabfälle zu sammeln.

Die bekanntesten Kräuter für Pflanzenschutz und Düngemaßnahmen sind Brennnessel, Beinwell, Rainfarn und Wermut. Aber auch viele andere Arten lassen sich zur Herstellung von Pflanzenauszügen verwenden:

Ein Kaltwasserauszug aus den Blütenansätzen der Schafgarbe wirkt gegen pilzliche Erreger; die sehr geruchsintensive Holunderblütenjauche vertreibt Wühlmäuse aus ihren Gängen; eine Jauche aus den Blättern von Tomatenpflanzen hilft gegen Kohlweißlinge an Kohlpflanzen und wirkt außerdem wachstumsfördernd für Tomaten, Gurken und Porree.

Kräuterlösungen: Kräuterjauche, Kräuterbrühe, Kräutertee und Kaltwasserauszug aus Kräutern

Die Kräuterjauche
Für 10 Liter Jauche benötigt man ca. 1 kg frische oder 100 g bis 200 g getrocknete Kräuter. Die frischen Kräuter werden grob zerkleinert und locker in ein großes Gefäß gegeben und mit 10 Liter Regen- oder Leitungswasser aufgefüllt. Nach 2 bis 3 Tagen beginnt die Gärung. Tägliches Umrühren fördert die Sauerstoffzufuhr und somit den Gärprozess. Die Gärung ist nach ca. zwei Wochen abgeschlossen. Es bildet sich dann kein Schaum mehr auf der Oberfläche und die Pflanzenteile sind zersetzt. Sollte der Geruch stören, kann dieser durch Zugabe von Steinmehl gemindert werden. Die fertige Jauche wird gesiebt, um Pflanzenreste, die die Gießkannenbrause verstopfen könnten, zu entfernen.

Eine Gießbehandlung erfolgt verdünnt 1:10 oder 1:20 an bedeckten Tagen, für Blattspritzungen verwendet man eine Verdünnung von 1:50.

Die Kräuterbrühe
Durch Aufkochen werden die Inhaltsstoffe der Kräuter freigesetzt. Für die Kräuterbrühe werden ca. 500 g frische Kräuter in 5 Liter kaltem Regen- oder Leitungswasser für einen Tag eingeweicht. Am zweiten Tag wird der Aufguss aufgekocht und 30 Minuten leicht köchelnd auf dem Herd gelassen. Danach läßt man die Brühe bei geschlossenem Deckel abkühlen und siebt das Pflanzenmaterial raus. Die Brühe kann in einem geschlossenen Gefäß kühl gelagert werden. Man sollte sie aber zügig verbrauchen, da sonst die Gärung einsetzt.

Eine Gießbehandlung erfolgt verdünnt 1:10, für Spritzbehandlungen verwendet man eine Verdünnung von 1:20.

Der Kräutertee
Ca. 10 g zerkleinerte Kräuter werden für den Kräutertee mit 1 Liter kochendem Wasser übergossen. Man läßt den Tee mind. 15 Minuten ziehen. Nach dem Abkühlen siebt man die Kräuter ab.

Eine Gießbehandlung erfolgt verdünnt 1:5, für Blattspritzungen verwendet man eine Verdünnung von 1:20.

Kaltwasserauszug aus Kräutern
Kräuter-Kaltwasserauszüge werden verwendet, wenn die Inhaltsstoffe der Kräuter durch Erhitzen zerstört werden würden. Dafür werden ca. 10 g zerkleinerte Blätter oder Blüten mit 1 Liter Regen- oder Leitungswasser angesetzt. Dieses Kräuterwasser läßt man 24 Std. bis 3 Tage an einem kühlen Ort ziehen und siebt es dann ab.

Der Kaltwasserauszug kann unverdünnt angewendet werden.

Folgende Pflanzen eignen sich für Kräuterlösungen:

Beinwell
Als Jauche in Verdünnung 1:10 = kali- und stickstoffbetonte Düngung (Gießbehandlung) zu Fruchtgemüsen (z. B. Tomaten)

Brennnessel
Als Jauche in Verdünnung 1:10 = als Stickstoff-Düngung zur Kräftigung,
als gärende Jauche in Verdünnung 1:50 = Blattspritzungen gegen Blattläuse

Eiche
Als Jauche aus Blättern und Rinde in Verdünnung 1:5 bis 1:10 = Blattspritzungen gegen beißende und saugende Insekten,
als Jauche unverdünnt = gegen Ameisen

Holunder
Als Jauche unverdünnt = gegen Wühlmäuse in die Gänge gießen

Kamille
Kamillenblütentee für Saatgutbäder (Samen 15 Minuten darin einweichen) bei z.B. Möhren-, Erbsen-, Bohnensamen = gegen samenübertragende Krankheiten

Kapuzinerkresse
Als Tee aus Blättern in Verdünnung 1:10 = Blattspritzungen gegen saugende Insekten wie z. B. Läuse

Lavendel und Salbei
Als Mischkräuter-Jauche in Verdünnung 1:10 = vorbeugende Gießbehandlung gegen verschiedene Schädlinge und Krankheiten

Meerrettich
Als Tee in Verdünnung 1:1 oder als Brühe unverdünnt = Blattspritzungen gegen Monilia Fruchtfäule und Spitzendürre bei Steinobst

Rainfarn
Als Tee (unverdünnt), als Brühe (1:20) oder als Jauche (1:20) = Blattspritzungen gegen Blattläuse und andere Schadinsekten sowie bei Pilzerkrankungen (z.B. Mehltau)

Rhabarber
Als Brühe unverdünnt mind. 3 Anwendungen = gegen Schwarze Bohnenläuse,
als Jauche in Verdünnung 1:10 = Blattspritzungen gegen Läuse und Raupen

Ringelblumen
Als Jauche in Verdünnung 1:10 = Gießanwendung wirkt pflanzenstärkend

Schafgarbe
Als Kaltwasserauszug (Blütenansätze) in Verdünnung 1:10 = Blattspritzungen gegen pilzliche Erreger

Tomatenblätter
Als Jauche in Verdünnung 1:10 = Blattspritzungen gegen Kohlweißlinge bei Kohlpflanzen,
als Jauche in Verdünnung 1:10 = Gießanwendung wirkt wachstumsfördernd für Tomaten, Gurken, Porree

Wermut
Als Tee, Brühe oder Jauche unverdünnt oder in Verdünnung 1:2 = Gießanwendung vertreibt Ameisen, als Blattspritzungen gegen saugende und beissende Insekten wie z.B. die Brombeermilbe

Zwiebel und Knoblauch
Als Jauche (unangenehmer Geruch kann mit Steinmehl gebunden werden) aus Zwiebelschalen und Knoblauch in Verdünnung 1:10 = Blattspritzungen gegen Pilzerkrankungen wie z. B. Kräuselkrankheit an Pfirsich; vertreibt Mörenfliegen

 

Desweiteren kann man Pflanzenschutz betreiben, in dem man die richtigen Pflanzen zusammenstellt:

Wehrt Schnecken ab:
Setze Anis-Basilikum neben gefährdete Pflanzen, wie z. B. Salat, Kohl, Petersilie, fast alle jungen Gemüsepflanzen, Astern, usw…

Mehltaubefall bei Kürbisgewächsen:
Setze vorbeugend Basilikum neben Zucchini und Gurken.

Förderung von Fruchtansätzen bei Erdbeeren:
Setze Borretsch daneben.

Befreiung des Bodens von Nematoden (Wurzel- und Stängelälchen):
Säe Ringelblumen und Tagetes im Gemüsegarten aus. Es befreit den Boden und sieht schön aus.

Förderung von Wachstum, Duft und Aroma bei Kräuter- und Gemüsepflanzen:
Setze Majoran und Oregano in unmittelbare Nachbarschaft und achte auf einen sonnigen Standort!

Geschmacksintensivere Pfefferminze:
Setze Kamille neben die Pfefferminze. Dadurch bildet sie mehr ätherische Öle aus und schmeckt intensiver.

Pilzkrankheiten an Spinat und Mangold:
Pflanze vorbeugend Kamille zwischen das Gemüse.