Da ich immer wieder gefragt werde, wie man die Pralinen so farbig gestaltet, habe ich mich mal aufgerafft und eine „Anleitung“ geschrieben. Also so aufgeschrieben, wie ich es mache; mit dem Zubehör, was mir zur Verfügung steht. Es geht sicherlich auch anders …
Material:
- Pralinenform aus Polycarbonat (als Übungsobjekt eignet sich die Halbkugelform am besten)
- Kosmetik-Pads
- evtl. Wattestäbchen
- abwaschbare Unterlage (ich benutze eine Silikonbackmatte)
- Stövchen
- kleine, hitzebeständige Schüssel
- etwas kochendes Wasser
- 1 Teelöffel
- Mikrofasertuch zum Finger- und Löffelabwischen (fusselt nicht und lässt sich heiß waschen)
- kleine Gläser mit Schraubverschluss (Marmeladenprobengläser)
- Kakaobutter-Chips
- Fettlösliche Lebensmittel-Pulverfarbe
- evtl. Einweghandschuhe, falls man Probleme mit tagelang verfärbten Fingern hat
Meine Schmink-Vorbereitungen gehen meistens schon Tage oder manchmal auch Wochen vorher los. Wenn ich mir eine neue Ganache ausgedacht habe, überlege ich schon im Vorfeld, welche Form ich für genau diese Praline nehmen werde und wie sie später (hoffentlich) aussehen wird. Da mein Kopf bereits total überfüllt ist, wird alles aufgeschrieben.
Am Abend vor der Schminkaktion poliere ich die Formen mit Kosmetik-Pads. Da das eine recht stupide Arbeit ist, mach ich’s beim Fernsehgucken. Wenn die Form sehr verschnörkelt ist, so dass ich mit dem Pad nicht in die Ecken komme, müssen die Wattestäbchen ran.
Am nächsten Tag bereite ich mir meinen Arbeitsplatz vor und los geht’s:
Ich fülle ein bisschen kochendes Wasser in die hitzebeständige Schüssel und stelle sie auf das Stövchen.
3 Kakaobutter-Chips gebe ich in das kleine Glas und stelle es in die Schüssel.
Sind die Chips geschmolzen, nehme ich das Glas aus dem Wasser (VORSICHT: Es darf kein Wasser in die Kakaobutter oder in die Pralinenform kommen!), füge mit dem Stiel des Teelöffels etwas von dem Farbpulver zu der geschmolzenen Kakaobutter
und rühre mit dem Löffelstiel um. Um sicher zu gehen, dass sich das Pulver vollständig aufgelöst hat, rühre ich mit dem Finger weiter. Fühlt es sich geschmeidig oder krisselig (sandig) an? Wenn man die Krissel nicht mit dem Finger auflösen kann, stelle ich das Glas noch einmal in das Wasserbad und erhitze somit die Kakaobutter erneut. Danach rühre ich erneut mit dem Finger um. Jetzt sollte die Konsistenz gut sein. Die gefärbte Kakaobutter muss vor dem Auftragen etwas abkühlen. Sie sollte sich angenehm lauwarm anfühlen (Fingertest).
Nun beginne ich mit dem Farbauftrag. (Lange Fingernägel sind hier übrigens nicht ratsam.) Mit dem Ring- oder Mittelfinger (damit kann ich’s am besten) nehme ich etwas gefärbte Kakaobutter auf und streiche sie in die Formenmulde. Nun kann ich anhand der Färbung abschätzen, ob die Kakaobutter zu schwach eingefärbt ist oder genau richtig. Wenn die Farbe kräftiger sein soll, muss noch mehr Pulver eingerührt werden. Meistens liege ich aber mit der Löffelstielmenge auf 3 Chips richtig.
Farbe okay? Dann kann der Färbevorgang in den anderen Mulden wiederholt werden. Sollte die Kakaobutter in die tiefste Stelle der Mulde laufen und einen See bilden, wische ich noch einmal mit dem Finger nach.
Mit schwarzer Unterlage kann man es besser erkennen.
Zwischenzeitlich schmelze ich in einem neuen Glas wieder 3 Kakaobutter-Chips. Der Einfärbevorgang wiederholt sich mit der zweiten Farbe.
Ist die erste Farbe in der Pralinenform trocken und die zweite Farbe lauwarm abgekühlt, trage ich die zweite Farbe auf.
So. Fertig. Schaut man sich die Rückseite der Pralinenform an, lässt sich bereits erahnen, wie die Praline mal ausschauen wird.
Wenn die gefärbte Kakaobutter in der Form trocken ist, kannst Du mit dem Ausgiessen der Formen beginnen.
Reste der gefärbten Kakaobutter kannst Du übrigens bei Deiner nächsten Schminkaktion wiederverwenden. Das Glas sollte aber erst verschlossen werden, wenn die Butter darin ausgetrocknet ist, damit sich kein Kondenzwasser bildet.
Kleiner Tipp zur Farbauswahl: Du solltest bedenken, dass ein dunkler Farbton auf dunkler Kuvertüre nicht viel bringt. Einen schönen Effekt erreicht man allerdings, wenn man zuerst die dunkle Farbe aufträgt und als zweite Schicht eine hellere wählt. Das gilt natürlich auch für weiße Kuvertüre: Da also erst die helle Farbe aufbringen und dann die dunklere.
Weitere Gestaltungstipps:
Aufbringen der ersten Farbe mit einer Feder:
Aufbringen der ersten Farbe tupfend mit einem Borstenpinsel (Borsten etwas eingekürzt):
Aufbringen der ersten Farbe tupfend mit einem Stückchen Schwamm:
Aufbringen der ersten Farbe mit einer Zahnbürste (vorne am Kopf festhalten und mit dem Daumen über die Borsten streichen. Dabei sollte man aber die restliche Form abdecken, da es spritzt.):
Das Ergebnis, nach Auftragen der zweiten Farbe, sieht dann so aus:
Von links nach rechts: mit Finger gewischt, mit Feder, mit Borstenpinsel, mit Schwamm und mit Zahnbürste (die rote Farbe ist bei der Schwamm- und Zahnbürstentechnik 2 x aufgetragen)
Und so sehen die Pralinen ausgegossen aus:
Fingerwischtechnik:
Federtechnik:
Borstenpinseltechnik:
Schwammtechnik:
Zahnbürstentechnik:
Wie Du siehst, ist es gar nicht so schwer, kleine Pralinen-Kunstwerke zu zaubern. Viel Spaß beim Nachmachen!
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